Der Diskurs über Identität und Sicherheit in einer angespannten und scheinbar von dauernden Krisen und Konflikten geprägten Weltsituation (in seiner spezifisch österreichischen Abart) beschäftigte 2017 unsere Medien. Politische Vertreter erlebten großen Zulauf, welche auf Abschottung, Überwachung, Protektionismus, Xenophobie und autoritäres Politverständnis setzten.

stahlglatt & blumeenweich trugen mit „Happy Homes“ zu diesem Diskurs bei. Die Aktion „Happy Homes“ war der Versuch, dystopischen Theorien und dem daraus sprießenden teils absurden individuellen Sicherheitsbedürfnis auf den Grund zu gehen. Was steckt hinter all der Unzufriedenheit, die viele von uns in die finsteren Höhlen längst überwundener Atavismen zurücktreibt?

 

»My home is my castle«

Sir Edward Coke (1552-1634)

 

stahlglatt & blumeenweich boten im Rahmen der Messe „Bauen und Energie“ in Wien im Februar 2017 eine Dienstleistung an, die so unwirklich nicht war, wie sie am ersten Blick erscheint. Es war einerseits ein Experiment mit nichtsahnenden Messebesuchern, andererseits ein Kunstprojekt mit unsicherem Ausgang. Es sollte festgestellt werden, ob das Sicherheitsbedürfnis des durchschnittlichen Messebesuchers tatsächlich so weit geht, absurde Sicherheitsdienstleistungen anzunehmen, und wenn ja, in welcher Form und mit welchem Interesse. Das Subjekt (die Messebesucher) wurde quasi im Blindversuch getestet– dazu diente die eigens dafür ersonnene Firma „Happy Homes“ mit ihrer Dienstleistung „Super Security Systems“ und einem perfekt gestalteten Messestand.

Was wurde angeboten? Eine Einfriedung des Grundstückes des Eigenheimes mit Nato-Draht – auf Wunsch handvergoldet und wenn gewünscht mit angelegter Hochspannung (Warnschilder sind inklusive dabei). Bestellungen wurden wie gewohnt aufgenommen. Die Leistungen wurden auch tatsächlich verkauft, die Abwicklung erfolgte im Einzelfall mit befugten Partnern aus dem einschlägigen Gewerbe.

Projekt Homepage:
http://happy-homes.at/

Happy Homes – Super Security Systems

Der Aufführungsort „Messe Bauen & Energie“ wurde gewählt, da im Zuge derartiger Veranstaltungen innovative Firmen ihre Zukunftsprodukte präsentieren. stahlglatt & blumeenweich trieb bewusst den öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs auf die Spitze, ein möglicher Endpunkt wird in einer drastischen Ausprägung erfahrbar. Es erscheint durchaus nicht unrealistisch, dass in nicht zu ferner Zukunft für derartige Produkte, wie sie „Happy Homes“ anbietet, in unserem Kulturkreis realer Bedarf entsteht. Die angebotenen Leistungen von stahlglatt & blumeenweich sind daher ein mögliches visionäres Zukunftsprodukt von übermorgen, vielleicht auch schon von morgen. Wir werden sehen, was so alles geht……

Die Aktion war auf den ersten Blick ein wahrhaftiger Fake, auf den zweiten verblüfft der realistische Zugang. War der Fake erkennbar? Auf den ersten Blick mit großer Wahrscheinlichkeit nicht (wie die vergangenen Aktionen gezeigt haben), da auf die realistische Darstellung der Szenerie größten Wert gelegt wird. Die „Auflösung“ erfolgt versteckt in den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ der Homepage und in Form einer „Tatsacheninformation“, die bei den Aktionen im Einzelfall (nur selten auf Aufforderung) überreicht wird.

»Schon Thomas Hobbes…war getrieben von Angst, und noch heute sprudeln die Quellen politischer Furcht. Von den Titelseiten brechen Bedrohungen auf die Leserschaft herein. Politik mit der Angst ist eine wohlfeile Strategie……Förderung kollektiver Unsicherheit in Allianz mit den Massenmedien bringt der Politik kurzfristig Gewinn an Zustimmung. ……Das alltägliche Sicherheitsverständnis hat wenig mit Bedrohungen, aber viel mit den Risiken der eigenen Existenz zu tun.«

Reinhard Kreissl (Auszug aus Profil Nr. 3, 16.01.2017)

Happy Homes auf der „Messe Bauen & Energie“ 

(RUPTLY)

Auf eine (moralische, künstlerische, etc.) Bewertung seitens der Öffentlichkeit und des Publikums wurde nicht geachtet und war nicht Thema der Aktion. Ein erzieherischer oder politischer Effekt stand ebenfalls nicht im Vordergrund. Die Aktion „Happy Homes“ war auch keine plumpe Abrechnung mit Begriffen wie neurotisches Sicherheitsdenken, Cocooning und ihren unappetitlichen politischen Profiteuren.

Nicht zu übersehen ist allerdings, dass Sicherheit auf institutioneller und nicht zuletzt persönlicher Ebene individuell durchaus eine glücksstiftende Wirkung entfalten kann. Im Idealfall – so aber die Vorstellung mancher – setzt Sicherheit eine „homogene“ Kultur der Aufrechten und Heimischen voraus. Diese scheint auf den ersten Blick die vagen Vorstellungen der individuellen „persönlichen Sicherheit“ am effizientesten zu erfüllen und zu stabilisieren. Die andere Seite der Medaille ist Missachtung und Ausgrenzung von allem Fremden und Andersdenkenden.

Infobox

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